Kleinod vor Zürichs Toren
Greifensee als eines der sechs Landstädtchen im Kanton Zürich zählt heute mehr als 5'400 Einwohnerinnen und Einwohner, welche die einzigartige, geschützte Naturlandschaft in Stadtnähe schätzen und lieben. Noch vor wenigen Jahrzehnten bestand das Dorf nur aus dem kleinen Städtchen mit wenigen Bauerngehöften im nahen Umfeld (1966: 442 Einwohner).
Im Alten Zürichkrieg von 1439 bis 1450 stritten Schwyz (mit den verbündeten Eidgenossen) und Zürich um Machtpositionen am Handelsweg zu den Bündner Alpenpässen. Dabei geriet Zürich in harte Bedrängnis. Als letzter befestigter Ort ausserhalb der Stadtmauern blieb Zürich schliesslich nur noch Greifensee. Im Mai 1444 wurde das Städtchen durch die Innerschweizer besetzt. Nach vier Wochen Belagerung mussten sich die 64 Verteidiger jedoch ergeben und wurden bis auf zwei Mann auf der «Bluetmatt» in Nänikon enthauptet.
1402 ging die Herrschaft Greifensee in den Besitz der Stadt Zürich über. In dieser Zeit bis 1798 wurde Greifensee von insgesamt 75 jeweils von Zürich eingesetzten Landvögten verwaltet. Der bekannteste unter ihnen dürfte wohl der drittletzte Landvogt, Salomon Landolt, gewesen sein, der die Herrschaft im Sinne des aufgeklärten Absolutismus verwaltete. Die dritte und letzte Novelle im ersten Band von Gottfried Kellers «Züricher Novellen» erzählt unter dem Titel «Der Landvogt von Greifensee» aus dessen Amtszeit.
Das Schloss aus den Anfängen des 13. Jahrhunderts mit seinen teilweise 4,5 m dicken Mauern und die dreieckige Wehrkirche aus der Spätgotik sind nebst anderen Bauten eindrückliche Zeugen aus einer längst vergangenen Zeit.
Der Zürcher Architekt Jakob Schilling wurde 1964 vom Amt für Regionalplanung mit der Erarbeitung einer Richtplanstudie beauftragt. Diese lag 1966 vor und begründete den «Modellfall Greifensee». Von 1968 bis 1975 wurden die sogenannten Arealüberbauungen realisiert, welche die Bevölkerungszahl mehr als verzehnfachten (1980: 5'400 Einwohner).